Lena Sperrfechter (Flöte), Miguel Pérez Iñesta (Klarinette), Kinneret Sieradzki (Violine), Yann Merker (Violoncello), Andreas F. Staffel (Klavier), Yvonne Friedli (Sopran),
Neue Lieder und instrumentaler Gesang für Sopran und Ensemble
Bei diesem Stück (realisiert 2006/07) wurden für das Zuspielband Klavierklänge unterschiedlicher Art verschiedenen Bearbeitungsprozessen unterworfen. Es ist durchaus beabsichtigt, dass manche der Klänge längere Ausschwingvorgänge aufweisen. Die elektronische Verfremdung wurde sehr sparsam eingesetzt, nur der letzte Teil des Stücks - quasi ein Epilog - wurde mit mehreren Prozessen bearbeitet (Frequenz-Shifter, Ringmodulator etc.) Die retrograden Klänge (Klavierklänge rückwärts abgespielt) sind Bestandteil des Stückes.
T. Streng 2010
Die raffinierte Sprachkunst Oskar Pastiors hat starke musikalische Wurzeln, so daß sich seine Gedichte oft ganz zwang- und nahtlos mit Musik verbinden lassen. Der Sprachklang komponiert bei Pastior immer mit; für den Musiker ergibt sich die Möglichkeit, diesen Klang entweder direkt zu unterstützen oder ihm eine zweite Schicht von "Musikklang" gegenüberzustellen: dadurch ergeben sich reizvolle, gleichsam kontrapunktische Wirkungen.
Die Musik hat sich aber im allgemeinen eine gewisse Diskretion aufzuerlegen; die Textverständlichkeit soll grundsätzlich gewahrt bleiben. In dem Gedicht "Frescobaldi" macht Pastior die musikalische Logik und ihren Zusammenstoß mit der semantischen Logik direkt zum Thema. Was "Bedeutung" heißt, gerät ins Schweben und entschwindet schließlich in einer Reihe von eleganten Pirouetten.
A. Breier 2010
Aus dem zyklus "vier goethe-lieder 2006" erklingen "an die günstigen" in der originalfassung für gesang und
klavier und "meeresstille" in der fassung für kammerensemble.
zum werk: das erste stück des zyklus' (die freuden) schrieb ich bereits 1996 ursprünglich für mezzosopran und klavier. zehn jahre später folgten drei weitere stücke für altus und klavier, ein auftrag der musikakademie rheinsberg. die instrumentierten fassungen von zweien der vier lieder entstanden auf anregung von andreas f. staffel eigens für dieses konzert.
S. Schellhase
"Dae-Hwa" könnte man mit "Dialog" oder "miteinander sprechen" übersetzen. Und die Schwierigkeiten der Übersetzung zwischen zwei so grundverschiedenen Sprachen bildeten den Ansatz dieses Stückes. Nicht etwa die Übersetzung des Sinnes der Worte, sondern die Art zu sprechen. Der Tonfall der deutschen Sprache ist absolut anders als der meiner eigenen Sprache. Koreanisch wird in kleineren Sätzen gesprochen, die gegenüber den ausgewogenen deutschen Sätzen fast als punktuelle Klangereignisse erscheinen. Zudem wird das Koreanisch meist mit einem viel breiteren Tonumfang ausgesprochen. Wenn ich auf Deutsch spreche, habe ich das Gefühl, weniger melodisch zu sprechen als auf Koreanisch.
Dieses Stück ist der Versuch, einen engagierten Dialog zwischen zwei koreanischen Mädchen musikalisch darzustellen.
Der Titel "mixed doubles" lässt auf eine gewisse Sportbegeisterung schliessen, zumal eine andere meiner Arbeiten
Tischtennisbewegungen und -geräusche als Ausgangsmaterial verwendet. In den vorliegenden, für das Ensemble Anthemion verfertigten Konstellationen zu viert jedoch gibt es keine transformierten Klänge sportlicher Betätigungen oder nachgeahmte Spielverläufe. Strukturen und Klangfarben entfalten sich aus sich selbst heraus, musikalisch autark.
Dennoch: Als das Stück fertig war, setzte sich irgendwie die Wortkombination mixed doubles in meinem Hinterkopf fest,
vielleicht hatte ich sie vorher unterschwellig aufgenommen. Als Titel erschien dies tauglich. Es wird darin lediglich eine
personelle Konstellation beschrieben, ohne sich inhaltlich festzulegen oder etwas vorwegzunehmen... Und plötzlich stellten sich zahlreiche Assoziationen her, manchmal so unmittelbar, dass sie mich teilweise schon wieder störten, denn mir ging es ja eigentlich "nur" um ein Stück pure Musik. Oder gibt es doch eine geheime Polymorphie allen spielerischen Tuns?
R. Hoyer 2010
"Die Nacht" für Mezzosopran und Kammerensemble op. 164 ist für mich ein reizvolles Experiment, die melancholisch sehnsuchtsvolle Stimmung des romantischen Textes mit musikalischen´Mitteln des Gegenwärtigen zu bedienen.
Ich wollte mit heutigen Ausdrucksmitteln vor allem wahrhaftig sein, zumal bekannt ist, dass Eichendorff selbst dem romantischen Ästhetizismus kritisch gegenüber gestanden haben soll. Die Kombination von Altflöte, Bassklarinette, Violine, Violoncello und Klavier bieten klanglich viele Schattierungen, um den Gesang inhaltlich musikalisch zu unterstützen.
G. Näther 2010
Der in sich geschlossene Zyklus "ÜBerLinien" ist Anfang 2010 entstanden. Eine erweiterte Fassung dauert ca. 30 Minuten und ist für Orchester oder größeres Ensemble konzipiert.
ÜBerLinien handelt vom Entstehen und Verstummen von Sprache. Die Komposition berührt Grenzbereiche zwischen Lauten, gesprochenen Wörtern und Gesangslinien. Gesungene Passagen werden von instrumentalen Zwischenspielen (Intermezzi) abgelöst. Es sind sowohl szenische als auch konzertante Aufführungen denkbar. Die Texte stammen von Tim Bookto, Karl Marx, aus dem Fremdwörterduden sowie aus der Tagespresse.