Malin Bångs (akustische Objekte), Makiko Nishikaze (Klangobjekte), Klaus Schöpp (Flöten (Tenor, Piccolo, Alt, Bass)), Unolf Wänting (Klarinette), Theodor Flindell (Violine), Tomoko Akasaka (Viola), Matias de Oliveira Pinto (Violoncello), Yoriko Ikeya (Klavier), Katia Guedes (Sopran),
Thomas Gerwin „KlangWege“ (2014/20) UA der Neufassung für Sopran, Flöte, Klarinette, Violine, Viola und Violoncello
Die Musiker nehmen für die Aufführung bestimmte feste Positionen im Raum ein, so dass sie das Publikum in ihrer Mitte vollständig einschließen.
Das Publikum wandert aber nicht umher wie in einer Konzert-Installation, sondern ist konzertant in der Aufmerksamkeit fokussiert. Zentrales Thema dieser Komposition sind Ausbreitung und Bewegungen der Klänge, Strukturen und Linien im Raum. Das Stück ist durchgehend 12-tönig, dazu werden hier „12-Ton-Felder“ eingeführt, die klanglich und agogisch ähnliche Effekte ermöglichen wie in der Minimal-Music. Der Sopran agiert mit seinem dadaistischen Text als integraler Teil des Ensembles. Das Stück entstand im Auftrag des modern art ensembles, dem es auch gewidmet ist.
Fluss ist streng 12-tönig, zumindest am Anfang. Der „Solist“ wird erst später durch die weiteren Akteure aus seiner monotonen Bewegung gerissen und verwirrt, abgelenkt, kehrt jedoch später wieder zurück, wobei ihm ein Ton entfällt……
Die Komposition entstand zwischen 2017 und 2020. Der Titel ist mehrdeutig und bezieht sich einerseits auf jene zwölf Episoden, die unmittelbar ineinander übergehen, und nur durch kurze Schnitte getrennt sind. Eine andere Bedeutung weist auf Charaktere aus dem Stadtteil Berlin-Mitte. Die einzelnen Satzfragmente gleichen kurzen Filmausschnitten, die sich in teilweise abrupten Kontrasten verwandeln. Hierbei wechseln die unterschiedlichen Gruppierungen des Ensembles mit solistischen Abschnitten ab. Die Komposition schließt in einer ruhigen Stimmung, bei der die Musiker einen Text des deutschen Dichters Friedrich Hölderlin (1770-1843) in ihre Instrumente sprechen und singen. Das Stück ist meiner (aus Mitte stammenden) Lebensgefährtin Anja Widawski gewidmet.
Alex Nowitz „Der Geist Von Gestern—oder: wenn der mensch den menschen nicht mehr trifft“ (2020)
für Sopran und Kammerensemble (Flöte, Klarinette, Klavier, Violine, Viola, Violoncello) UA
„wenn der mensch den menschen nicht mehr trifft/wird der mensch dem menschen fremd.“ Dieser Satz stammt aus dem Text „über die kulturlose zeit“, den ich während der Corona-Krise im Mai 2020 verfasste und der auf der Homepage der Kulturstiftung Schloss Wiepersdorf veröffentlicht ist. Die Komposition setzt sich in Form von fünf musikalischen Kurzszenen mit den Ereignissen und gemachten Erfahrungen jener Wochen auseinander. Ähnlich wie das Klavierstück „Josephs Geist“, im Haydn-Jahr 2009 verfasst, spürt auch diese Version, für Katja Guedes und das Modern Art Ensemble Berlin, jenem Geist von Gestern nach, der des Menschen täglich Denken und Handeln bestimmt und der es ihm grundsätzlich schwermacht, Unbekanntes anzunehmen und über das Ungewohnte hinauszugehen, geschweige denn einen kreativen Umgang mit den Herausforderungen der Zeit zu finden.
Die Anemoi sind die Windgötter aber auch die Windrichtungen mit Ihren Einflüssen im antiken Griechenland. (Boreas - Nordwind; Notos - Südwind; Zephyros - Westwind)
Inspiriert von den Naturgewalten, sind die 3 Kompositionen darüber hinaus auch noch politisch und auch als Hommage an das Geburtsland der Demokratie gedacht.
Mit der weder tonalen noch atonalen Harmonik, und der daraus resultierenden Motivik/Melodik, verfolge ich weiterhin die Absicht, eine Sprache der "neuen musik" zu verwenden, die die Chance hat, auch von einem Zuhörer, der nicht Musik studiert hat, verstanden zu werden und somit auch einem größeren Kreis von Rezipienten musikalisch zugänglich ist.
Den Ausgangspunkt von numbers / … soup of time bildet ein magisches Zahlenquadrat, das auf dem Kupferstich Melancholia I von Albrecht Dürer zu finden ist. In diesem magischen Quadrat sind die Zahlen 1 -16 so in 4 Reihen angeordnet, dass die Summe jeder Reihe, jeder Spalte, jeder Diagonalen, jedes Quadranten, der Eckpunkte, der Zentrumszahlen u.a.m. 34 ergibt. Fasziniert und angezogen vom Konstruktiven habe ich aus diesem Zahlenquadrat musikalische Strukturen abgeleitet, die das Skelett der Komposition bilden.
Mit den Worten von Allen Ginsberg, der in seinem Werk Howl von 1956 den Satz schreibt „… and now you are really in the animal soup of time“ versuche ich, den Weg zu beschreiben, wie in der Suche nach Bedeutung die musikalische Form entstand.
Die 7 Formteile in numbers / … soup of time gehen ohne Pausen ineinander über.
Die lapidaren Gedichte Robert Creeleys werden in konstruktiv scharf konturierte Gesangs-und Instrumentallinien übersetzt, die den jeweiligen Kerngedanken formal entfalten: in Echoes/Umbrae Idearum sind es reperkussierende Intervallzellen, die durch steten Austausch wie Schatten sich gegenseitig relativieren.