Nadezda Tseluykina (Klavier), Susanne Zapf (Violine),
Das Capriccio schrieb ich im Auftrag des Konzerthauses Berlin für die Veranstaltung „Hope@9pm – Musik und Talk - zu Gast bei Daniel Hope“.
Zu Gast war im März 2017 der Minister für Finanzen Dr. Wolfgang Schäuble, der selbst Geige spielt und ein Musik -und Kunstliebhaber ist: Dies spiegelte sich auch in der von ihm ins Leben gerufene Veranstaltungsreihe des Bundesfinanzministerium „So klingt Europa“ wider, die in den Jahren seiner Amtszeit stattfand. Dafür konnte ich mein „fuga in circulium vitiosus“ für 16 Gesangssolisten, Streichquartett, Posaune, 4 Kassettenplayer und einen Pater-Noster schreiben. - Das Konzerthaus wollte in der Talkrunde seinen Gast mit einem eigens für ihn geschriebenes Stück überraschen.
Die 3 kurzen Sätze bestehen aus einem gemeinsamen harmonischen Material, das, aus Gründen der leichteren Rezipierbarkeit, stark begrenzt wurde. Dabei bezieht sich der Titel auf die zwielichtigen Atmosphären der Kompositionen, die aus 3 verschiedenen Positionen „gesehen“ werden können, da sie z.B. weder atonal noch tonal sind.
1. Collage: Eine kurze Folge von Tönen, die einen 4-taktigen Abschnitt bilden, erfährt verschiedene Variationen (z.B. Fugato, Elegie etc.), die in einer Art Collage zusammengefügt sind.
2. Lamento: Nach einem 2-taktigen Intro (welches als Intermezzo später 2 wiederkehrt) führt die Geige eine Intervallfolge ein, die, wie bei einem klassischen Lamento, von kleinen Sekunden formbildend dominiert wird. Diese treten bald überwiegend "augmentiert" als Kleine Nonen oder mit deren komplementären Intervall (große Septimen) auf.
3. Ostinato: Ein einfacher ostinater Abschnitt der Geige, der später mit dem Klavier und ein weiteres Mal mit der Geige wiederholt wird, gibt diesem Satz seinen Charakter. Dabei erscheint immer öfter ein kontrapunktartiges Motiv, welches das Ostinato in seiner Formbestimmung ablöst.
VL-SZ gehört zu einer Reihe meiner Kompositionen, welche dem Interpreten eine große Freiheit der Wahl gewähren. Tonhöhe und Timing sind in grafischen Relationen geschrieben. Die Partitur definiert die Dramaturgie, das Klangmaterial und die Dynamik. Zusätzlich hat VL-SZ eine gestische Komponente. Einige Grafismen sind visuell zu zeigen anstelle am Instrument gespielt zu werden.
VL-SZ ist Susanne Zapf gewidmet.
Miniaturen für Klavier ist eine Sammlung von kleinen Klavierstücken von jeweils 1-3 Minuten Länge und unterschiedlicher Schwierigkeit. Die einzelnen Miniaturen sind abgeschlossene, kleine Stücke und können als solche im Konzert präsentiert werden (u.a. als Zugabestücke). Sie verhalten sich aber auch wie Episoden einer Serienstaffel (analog zu Fernsehserien). Je nach Kombination und Konzertkontext entstehen Querbezüge, tun sich neue Perspektiven und Abgründe auf, zeigen sich plötzlich neue Facetten von scheinbar Bekanntem. Die Stücke sind unterschiedlich kombinierbar oder in ein Konzertprogramm einbaubar und eignen sich dazu, unterschiedliche Dramaturgien (Handlungsstränge) zu entwickeln.
Miniaturen entstanden für und in Zusammenarbeit mit der Pianistin Nadezda Tseluykina.
Die Titel der einzelnen Stücke deuten Inhalte und verwendete Techniken an (u.a. in Anlehnung an Techniken des Films). Die Musik ist aber nicht darauf reduzierbar - viel zu oft scheint man auf der falschen Fährte zu sein, öffnen sich ungeahnte Welten oder werden feste Überzeugungen erschüttert.
Wenn musik nicht bewegt, ist sie schlecht komponiert, woran auch ein programmhefttext nichts ändert. Ergreift sie indes, ist sie ihrer bestimmung gerecht geworden, woran auch ein programmhefttext nichts ändert.
Bei den Darmstädter Ferienkursen für neue Musik (1951) kam Stockhausen mit der Musik von Olivier Messiaen insbesondere mit dessen Klavieretude Modes de valeurs et d’intensité, und mit der Sonate für zwei Klaviere des Messiaen-Schülers Goeyvaerts, in Berührung. Die Messiaen-Etude ist das erste Werk, das es unternimmt, die musikalischen Parameter Tonhöhe, Tondauer, Artikulation, Oktavlage nach einheitlichen kompositorischen Prinzipien zu organisieren. Nach dieser Begegnung brach Stockhausen radikal mit seiner bisherigen musikalischen Arbeit und entwickelte Konzepte für seine Serielle Musik, die er konsequent einsetzte. Die Sonatine ist eines seiner allerersten Werke in dieser Technik.
Kurz zur Seriellen Musik…
Die Serielle Musik hat bestimmte Arbeitsmerkmale:
- Streben nach möglichst vollständiger Kontrolle über das Klanggeschehen,
- Lineare Organisation aller relevanter musikalischer Parameter,
- Vermeidung figurativer Elemente wie Themen und Motive,
- Vermeidung existierenden Materials, zB. traditionelle Themen, oder Alltagsgeräusche (als Basis von narrativer Tonbandmusik) Volker Freidel
Salvatore Sciarrino „Sonatina“(1975) für Violine und Klavier