Neue Musik und avancierte klingende Kunst 30 Jahre nach dem Mauerfall
mit Konzerten, Partitur- und Klangkunstausstellung, Soundwalks, einer interaktiven Aussen-Installation und einem Symposium
2019 sollen die intersonanzen eine noch weitere Ausstrahlung entwickeln und gleichzeitig fester im Land verankert werden. Der Ausgangspunkt des jährlichen Ereignisses ist die Landeshauptstadt Potsdam, die hier auch paradigmatisch für multiple Möglichkeiten steht, daß und wie kulturelles Zusammenwachsen gelingen kann: Bereicherung durch respektvolles Einander-Zuhören und Von-einander-Lernen, Differenzen ausräumen durch Differenzieren. Dazu kommen Aktionen im öffentlichen Raum und „Brückenkonzerte“ in Kooperation mit anderen Orten des Landes.
Die grundsätzliche Näherungsweise zum Thema „Einheit und Differenz“ in der zeitgenössischen klingenden Kunst 30 Jahre nach dem Mauerfall ist die Beschäftigung mit und Lernen von dem jeweils Anderen (von der unterschiedlichen Schule, Provenienz oder Kunstsparte, der anderen Materialität, Stilistik und/oder Rezeptionsform…). Einheit entsteht nicht durch „Alles über einen Kamm scheren“ bzw. „..in einen Topf werfen“, sondern in gegenseitigem Respekt und im „So-Sein-Lassen“ der Eigenarten der verschiedenen Protagonisten oder Komponenten – im Bestreben, das zunächst fremde Empfinden, die andere, mir neue Herangehensweise nachzuvollziehen und verstehend, vielleicht auch manchmal staunend zu genießen. Einheit bzw. inhaltlich-strukturelle Verbindung von Heterogenem oder Widersprüchlichem kann auch durch emphatische Betrachtung von einer weiter gefassten Perspektive aus geschehen – Differenz entdecken, aushalten, achten, analysieren und als Inspirationsquelle nutzen, gelegentlich auflösen aber vor allem: diskutieren und differenzieren.
Wie und wie weit können sich Protagonist*innen mit unterschiedlicher musikalischer Kompositions-weise und Ästhetik verständigen oder annähern? Was passiert beim Versuch, unterschiedliche Stile zu verbinden/verschmelzen? Welche avancierten Wege der hörenden Wahrnehmung und welche Methoden der Differenzierung sind notwendig, um eine neu geschaffene Einheit aus Vielfältigem als in sich stimmig zu erleben bzw. die Intentionen eines Werkes in aller Vielfalt, Ambiguität evtl. auch Zerrissenheit adäquat wahrzunehmen? Welche Rolle spielt bei gelungener Rezeption (= Verständnis und Genuss) das eigene Zutun z.B. auch durch Interaktivität? Welchen Anteil hat die Inszenierung am künstlerischen Inhalt? Muss jede spezielle Ästhetik auch (völlig?) anders inszeniert, präsentiert und rezipiert werden? Welche Rolle spielt dabei der Diskurs – und wie kommt er zustande? In diesem spannenden und spannungsreichen Feld bewegen sich die i n t e r s o n a n z e n . 2 0 1 9.
Ein Symposium behandelt unter der Leitung von Prof. Dr. Ulrike Liedtke das Thema „Einheit und Differenz in Neuer Musik vor und nach 1989“. Das Symposium findet mitten im Festival statt, um zum einen das bisher Erlebte musikwissenschaftlich und ästhetisch zu reflektieren und andererseits das noch Kommende durch die fachliche Vorbereitung evtl. anders und intensiver wahrnehmen und genießen zu können. Diese mittlere/vermittelnde Stellung der Reflexion in einem Symposium wird ab 2019 fester Bestandteil der Gesamtdramaturgie des Festivals.
Dabei werden verschiedene zeitgemäße Formate der Produktion, Präsentation und Rezeption klingender Kunst eingesetzt bzw. einige auch weiter- oder neu entwickelt. Alle Veranstaltungen, die unterschiedlich inszenierten thematischen Konzerte, die teilweise historische Partitur- und die Klangkunstausstellung, die verschiedenen Gesprächsrunden und Konzerteinführungen, der Soundwalk und das Symposium ergänzen und kontrapunktieren sich gegenseitig zu einem anregenden Parcours durch „Einheit und Differenz“ deutscher klingender Wirklichkeit 2019.