Isang Yun, ursprünglich Yun I-sang (* 17. September 1917 nördlich der Hafenstadt Tongyeong, Provinz Gyeongsangnam-do; † 3. November 1995 in Berlin), war ein deutscher Komponist koreanischer Abstammung.
Yun wuchs auf in der Zeit, als Korea eine Kolonie Japans war, das die Verdrängung der koreanischen Kultur anstrebte. Er war daran interessiert, das koreanische Musikleben aufzubauen und diesem Impulse zu geben. Als Komponist träumte er von einer Musik, die internationalen Standards entsprechen sollte und international aufgeführt werden konnte, aber dennoch koreanische Elemente in sich tragen sollte, um einen Beitrag zu einer koreanischen Identität auf dem Gebiet der Musik zu leisten.[1] Die Besatzungskräfte vernichteten mehrere Aufzeichnungen von Yuns Stücken. Er selbst schloss sich dem Widerstand an, wurde jedoch 1943 inhaftiert und während der Haft gefoltert.[2]
Nachdem er in Südkorea als Komponist von Liedern, darunter auch Schulhymnen, hervorgetreten war und durch das Streichquartett I (1955) und ein Klaviertrio (1955) auf sich aufmerksam gemacht hatte, erhielt er im Jahr 1955 den Kulturpreis der Stadt Seoul. Das Preisgeld erlaubte ihm den Aufbruch nach Europa, wo er an die zeitgenössischen internationalen kompositorischen Entwicklungen Anschluss finden wollte. Hier begann er im Juni desselben Jahres ein Kompositionsstudium in europäischer bzw. französischer Tradition am Conservatoire National de Musique in Paris. Gleichwohl hatte er von Anfang an Korea im Blick, wie u. a. aus dem Briefwechsel mit seiner Frau Sooja hervorgeht.
In Paris studierte er Komposition bei Tony Aubin und Musiktheorie bei Pierre Revel, er übersiedelte aber schon im Juli 1957 nach West-Berlin, wo er ab dem Wintersemester an der Hochschule für Musik Komposition bei Boris Blacher, Musiktheorie bei Reinhard Schwarz-Schilling und Zwölftontechnik bei Josef Rufer, einem Schüler Arnold Schönbergs, studierte. Im September 1958 besuchte Yun erstmals die Internationalen Ferienkurse für neue Musik in Darmstadt, wo er u. a. auf John Cage und Bruno Maderna traf. Im Juli 1959 machte Yun seine Abschlussprüfung an der Hochschule für Musik in Berlin.[3]
Die Erfolge von zwei Kompositionen, die wie ein Opus 1 bzw. Opus 2 sein offizielles Werkverzeichnis anführen, bewogen ihn, in Deutschland zu bleiben: In Darmstadt gelangte am 4. September 1959 die Musik für sieben Instrumente (1959) mit den Hamburger Kammersolisten – Gerhard Otto (Flöte), Heinz Nordbruch (Oboe), Rudolf Irmisch (Klarinette), Alfred Franke (Fagott), Rolf Lind (Horn), Bernhard Hamann (Violine) und Siegfried Palm (Violoncello) – unter der Leitung von Francis Travis zur Uraufführung. Am 6. September 1959 wurden beim Gaudeamus-Festival in Bilthoven die Fünf Stücke für Klavier (1958) durch Herman Kruyt uraufgeführt. (Am 1. Oktober spielte Rolf Kuhnert die deutsche Erstaufführung in Krefeld, wo Yun zeitweilig seinen Wohnsitz nahm.)