Martin Daske, 1962 in Berlin geboren. Kompositorische Ausbildung in den USA am Dartmouth College bei Christian Wolff, in Krakau und am Mozarteum Salzburg bei Boguslaw Schaeffer. Daske entwickelte neben seinem »normalen« kompositorischen Schaffen (z.B.: wohin: ge- gen: wenn (2016) für Ensemble, 4 SängerInnen und Live-Elektronik) eine Form dreidimensionaler Notation (»Folianten«) und 2010 eine weitere (»Notensetzen«). 2002 Gründung des Duos »Die Klangschürfer« mit dem Sprachkünstler Rainer Rudloff.
Zahlreiche Hörspiele und andere Radioarbeiten (z.B.: »Operation Lithos« (2017). Klanginstallationen, z.B. »Heim@klingt« (2015), Kinderhörspiele, Theater- und Filmmusiken (z.B.: »Lunik« (2006/2007) und »Je voudrais être légère« (Tanztheater, Marseille 2008/2009). Seit 1989 einer der beiden künstlerischen Leiter der Konzertreihe »Unerhörte Musik« in Berlin. Seit 1993 betreibt Daske sein eigenes Produktionsstudio: tribord studio. Diverse Preise und Auszeichnungen. CD-Veröffentlichungen bei WERGO, edel-records, dem Hörverlag, der Hörcompany, au.diom.at und beim Klangscheiben Verlag. 2006 – 2012 auch Geschäftsführer der Initiative Neue Musik e.V. Berlin. Seit 2009 verstärkt Ausstellungen, z.B. art forum berlin, artefiera bologna, art brussels, art amsterdam, Galerie Mario Mazzoli, VeniceArt Factory …
Die "folianten" sind eine Erweiterung der "graphischen Notation" wie sie in den 50er Jahren entstanden ist (Beispiele finden sich in den Arbeiten von Earle Brown, Sylvano Bussotti, Cornelius Cardew): eine Erweiterung in die 3. Dimension mit einer verstärkten Verwendung von Farbe und einem vielseitigen Gebrauch von beweglichen transparenten Materialien (John Cage hat solche Materialien bereits 1958 in "Variations I" eingeführt). Eben diese Dreidimensionalität und die Beweglichkeit sind das Entscheidende. Erstere, da sie es diesen Werken ermöglicht, im Prinzip unabhängig von jeglichen Gedanken an bekannte musikalische Notation zu bestehen (Zeichen und Bilder auf einer Fläche, die zueinander in Beziehung gebracht werden durch vertikale und horizontale Koordinaten). Zweite, da sie erlaubt, ein plastisches Konzept auf Musikalisches anzuwenden (hinsichtlich der Notation) Ungeachtet ihrer Präsenz und Eigenständigkeit als visuelle und plastische Objekte beinhaltet die Bildsprache dieser Werke viel Musikalisches. Sie verkörpern Teile von Musikinstrumenten, verdeutlicht durch die Benennung bestimmter Instrumente. Sie sind elegante Darstellungen musikalischen Materials. Und sie sind auch für einen musikalischen Gebrauch bestimmt, d.h. um Musik zu machen. (…) Christian Wolff
Die Serie "Tinguelytudes" ist inspiriert von den Musikmaschinen des Schweizer Künstlers Jean Tinguely. Eine Hommage.
Auftrag von musica aperta Winterthur mit Unterstützung der Fondation Nicati - de Luze
Das erste Mal stieß ich auf ein Werk von Jean Tinguely, als ich vielleicht 18 Jahre alt war. „La porte“ im Centre Pompidou in Paris. Seither begleiten mich Tinguelys Werke. Besonders faszinierend die großen Musikmaschinen. Und ich versuche in meiner kleinen Werkreihe „Tinguelytudes“ eine Hommage an den Schweizer Künstler. Es gibt schon ein paar „Tinguelytudes“ in verschieden Besetzungen. Sodass es mir nicht schwer fiel, in diesem Fall die Besetzung variabel und offen zu lassen. Das passt in jedem Fall zur Konstante, der Elektronik, die aus Bestandteilen von Audioaufnahmen von Tinguelys Werken komponiert ist. In diesem Konzert ist die Uraufführung der speziell auf die Besetzung Trompete, Posaune, Viola und Zuspiel zugeschnittenen Version zu erleben.
Die Folianten sind keine Skulpturen, sondern eine Synthese aus Skulptur und Musik. Diese Synthese erscheint in der Form einer dreidimensionalen Schrift, die schichtweise die Grammatik ihres Seins skizziert. Die Skulptur kann von einem Musiker „gelesen” und in Musik zurückübersetzt werden.
Die Töne, die das Werk verkörpert - „schwebend”, wie es nur die Schrift vermag in ihrem Umgang mit der Zeit - kehren zurück, und werden in der Interpretation des Ausführenden „befreit“.
Indem der Musiker die Skulptur liest, erschließt sich ihre temporäre Dimension und somit das Geheimnis (das kein Rätsel ist) dieser Werke.
Das Video WALLS #Venice „liest“ die Mauern von Venedig in einer linearen Sequenz, als ob die Stadt selbst eine Schrift sei. Uns gefällt die Vorstellung, dass es gerade diese „grafische” Essenz Venedigs ist, die aus Stein auf Seiten aus Wasser geschrieben steht, die Daske inspiriert hat.
Und dass die venezianischen Fragmente (Glas, Steine, Holzstücke) in seinen Werken dieser Inspiration geschuldet sind, wie sein Wunsch, oft hierher zu kommen, um hier zu verweilen, zu lernen und zu arbeiten.
„Langsam zerfallende und sehr sehr graue Fabrikgebäude werden an backbord zurückgelassen und der heftig einsetzende Regen peitscht von vorne. Westwind. Backbord wird nicht lange im Süden bleiben und am rechten Flußufer werden immer noch Fabriken stehen. Stromaufwärts, selbst auf Kanälen. An steuerbord jetzt Wald. Wo der Motor dröhnt, ist hinten. Immer. Es gibt keinen Rückspiegel. Und vorne? Vorne ist gerade Norden, da gibt es Brücken. Brücken und Schleusen. Und Tunnel. Und Schleusen. Schleusen und Brücken. Und irgendwo dahinten, da wollen wir hin.“ (M.D.)
Guillaume de Machaut (um 1300 – 1377) gilt als bedeutendster Komponist der Ars nova. Wegen der komplizierten Harmonik, Isoperiodik und Isorhythmie, sowie der Loslösung vom Cantus firmus im Tenor und der Aufwertung der Cantilena in seinem Werk wird er als „Avantgardist“ des 14. Jahrhunderts angesehen. Seine Messe de Nostre Dame (um 1360/65) gilt als die erste vollständige vierstimmige Vertonung der Ordinariumsteile als ein Zyklus. Das Hauptwerk Guillaume de Machauts bilden jedoch die weltlichen Kompositionen: Virelais (von Machaut in Abgrenzung zu seiner neuen Strukturierung der Ballade auch Chanson balladé genannt), Rondeaus sowie Balladen. Die Musik verleiht dem Text eine außergewöhnliche Individualität, sie unterstützt die Aussagen und ist in ihrer Struktur eng an die Verse des Textes gebunden.
Nach dem Studium in Australien reiste Brett Dean 1985 nach Deutschland und wurde als Bratschist Mitglied der Berliner Philharmoniker. Neben seiner Orchesterkarriere trat er als Solist auf, darunter zahlreiche Uraufführungen. 1988 begann er zu komponieren, zunächst als Arrangeur, arbeitete in der Improvisation für Radio- und Filmprojekte in Australien Etablierte sich als eigenständiger Komponist durch weltweite Aufführungen des Balletts One of a Kind (Nederlands Dans Theater, Choreograph Jiri Kylian) und durch das Klarinettenkonzert Ariel's Music, das vom UNESCO International Rostrum of Composers ausgezeichnet wurde. Die Gemälde seiner Partnerin Heather Betts gaben den Anstoß zu zahlreichen Kompositionen. Seit 2000 lebt er als freischaffender Komponist in Australien und Berlin. Zu den führenden Interpreten von Deans Musik gehören Sir Simon Rattle, Markus Stenz, Simone Young, Frank Peter Zimmermann und Daniel Harding.
Er studierte Komposition bei Ștefan Niculescu und Dan Constantinescu in Bukarest (1989) und bei Francis Burt in Wien (1990/91). Für seine Arbeit erhielt er zahlreiche Stipendien, Preise, Auszeichnungen und eine Promotion in Musikwissenschaft mit einer Arbeit über das Phänomenologie des Komponierens. Als künstlerischer Leiter organisiert er die Internationale Woche der Neuen Musik Festival in Bukarest und das Profil Ensemble. Seit 2003 Professor für Komposition an der Musikhochschule Bukarest, war er von 2008-2016 Rektor derselben Institution. Seine über 170 Werke werden weltweit aufgeführt und auf CDs von Albany Records, Cavalli, Casa Radio und NEOS produziert.
wurde auf Anregung der Flötistin Andrea Kollé komponiert und 2001 uraufgeführt. Das Werk überlagert eine seltsame pastorale Melodie, die im rhythmischen System rubato geschrieben (aber sehr genau notiert) ist, auf einer verwinkelten Passacaglia, die die rhythmischen Systeme giusto und aksak verbindet. Die drei Segmente des Stückes werden immer kleiner, wobei insbesondere die Melodie und der Rhythmus hervorgehoben werden. Der allgemeine Ausdruck führt zu einer Pastorale mit "schlechtes Gewissen", daher der Titel Zynische Pastorale.
Conrado „Titus“ del Rosario wurde in Angeles City, Pampanga, geboren. Er erhielt ein Stipendium für ein Studium der Komposition, Dirigieren und Flöte an der Musikhochschule der Universität der Philippinen bei Lucio San Pedro, Francisco Feliciano, Ramon Santos, Eric Barcelo und Sonny Yangco. Er arbeitete als professioneller Musiker, Komponist und Arrangeur für Studios und Filme in Manila und unterrichtete Musiktheorie am Asian Institute for Liturgy and Music. Er gewann den 3. Preis in der Kategorie Soloinstrument (Flöte) bei den Nationalen Wettbewerben für junge Künstler. Er dirigierte das Young Artists' Chamber Orchestra und das Philippine Philharmonic Orchestra im Kulturzentrum der Philippinen.
Er war Mitglied des Gamelan-Ensembles der Banjar Gruppe Berlin. 1989 gründete er das B I C E – The Berlin Improvising Composers Ensemble und trat mit dieser Gruppe in verschiedenen europäischen und amerikanischen Städten auf. Seit 2007 gründete, spielte und schrieb er wieder für Berliner Jazzgruppen wie Understatement, The BeCool Jazz Quartet, Sowat von Funk und OhrJazzMus. Im November 2013 kehrte er in seine Heimatstadt Angeles City, Pampanga, zurück und gründete das KAPAMU (Kapampangan Musicians‘) Jazz Collective, baute den Jazz Grill auf und gründete das Bambusinstrumentenensemble SUNLAG. Er war Mitglied der philippinischen Komponistendelegation beim China Asean Music Festival 2017 in Nanning. Gastredner und Performer beim Maceda100 Symposium. Conrado del Rosario war 2017 der herausragendste Kapampangan-Preisträger im Bereich Kunst und erhielt 2018 den Pupul ning Banua Award für Musik. Er wurde 2018 als Aliw Award Best Solo Instrumentalist nominiert. Er wird seine vielfältigen musikalischen Aktivitäten in seinem Land fortsetzen.
geb. 1970 in Bönnigheim/Württ., studierte an den Musik- hochschulen Stuttgart und Trossingen Violine, Musikthe- orie und Komposition. Danach setzte sie bei Adriana Höl- szky am Mozarteum Salzburg ihre Kompositionsstudien fort und promovierte anschließend mit einem Stipendium der Universität Edinburgh in algorithmischer Komposition bei Michael Edwards (PhD 2009). Ihre Musik wurde auf zahlreichen Festivals im In-und Ausland gespielt.
Seit 1992 war Julia Deppert-Lang als Geigerin, Bratscherin und als Violin- und Viola-Lehrerin tätig, außerdem als Lehrbeauftragte für Musiktheorie im Hochschulbereich. Derzeit unterrichtet sie Musiktheorie an der Hochschule für Musik »Hanns Eisler« in Berlin und an der Hochschule für Musik und Theater Rostock.
Dieses erste Stück aus meiner “Albumblatt“-Serie berichtet, wie ein Blatt eines Fotoalbums, von einem typischen Eindruck der Ostseeküste: dem prägnanten Schreien und Streiten der Silbermöwen
Dieses zweite Stück aus meiner “Albumblatt“-Serie bezieht sich wieder auf Eindrücke von der Ostseeküste, in diesem Fall auf den Küstenabschnitt Stolteraa westlich von Warnemünde. Vom Strand aus bietet die Steilküste einen faszinierenden Einblick in die geologische Formation. Gleichzeitig wird durch das Abrutschen ganzer Bäume die permanente Gefährdung durch den Landverlust erfahrbar, selbst an Tagen, wo das Meer sanft und glatt zu Füßen des Kliffs liegt.
Amoibaion ist in der griechischen Tragödie der Wechselgesang zwischen verschiedenen Gruppen. Eine Amöbe ist ein einzelliges Lebewesen, das ständig seine Gestalt ändert. Ihr Protoplasma kann in alle Richtungen fließen, wobei sie Scheinfüßchen zur Fortbewegung und zur Nahrungsaufnahme bildet. In diesem Duo für Viola und Video interessierte mich der Versuch, eine gegenseitige Interaktion zwischen zwei gleichberechtigten Duo-Partnern zu schaffen, obwohl einer von ihnen ganz auf die visuelle, der andere hauptsächlich auf die klangliche Dimension beschränkt bleibt. Im heutigen Konzert wird als Video eine Animation des polnischen Videokünstlers Maciej Walczak zu sehen sein. Um den Aspekt des gegenseitigen Interagierens zu unterstützen, wird sie in realtime erzeugt und gespielt.
“Bad Weeds“, Unkraut, ist mein erstes vollendetes Stück nach einer längeren Kompositionspause. Es reflektiert eine Reihe persönlicher Erfahrungen aus dieser Pausen-Zeit, nicht zuletzt das Verhalten bestimmter Pflanzen im Garten. Deren Wachstumsprozesse haben mich durch ihre Nichtlinearität wie durch ihre fast explosive Kraft gleichermaßen beeindruckt. Zudem ergab sich dadurch ein Anlass, auch weitere Aspekte meines Komponierens neu zu überdenken.
Georgina Derbez Roque, geboren 1968, studierte in Mexiko und besuchte Kompositionskurse bei Franco Donatoni, Theo Lovendie, Toshio Hosokawa, Klaus Huber und Chaya Chernowin. Heute unterrichtet sie am Centro Nacional de las Artes in Mexico City.
Zudem ist sie Kuratorin für die Stipendienvergabe der FONCA zur Förderung junger Komponisten in Mexiko. In ihren eigenen Werken, für die sie mehrfach ausgezeichnet wurde, setzt sie sich immer wieder mit der abendländischen Musiktradition auseinander. Sie selbst beschreibt sich als komponierende Archäologin.
Violeta Dinescu ist eine rumänische Pianistin, Komponistin und Hochschullehrerin. Ihr bisher bedeutendstes Werk ist die Kinderoper Der 35. Mai nach dem Roman Der 35. Mai oder Konrad reitet in die Südsee von Erich Kästner, die 1986 am Nationaltheater Mannheim uraufgeführt wurde und seitdem in zahlreichen Opernhäusern im deutschen Sprachraum gespielt wurde.
"Im Anhang findest Du ..." ist ein Stück, dass ich für das Gitarrenduo Gehlen-Conradi geschrieben habe und ist dem Mathematiker DAN TUDOR VUZA gewidmet.
Geboren 1930 in Gornsdorf/Deutschland, studierte von 1951 bis 1956 an der Musikhochschule in Leipzig und von 1958 bis 1960 als Meisterschüler von Rudolf Wagner-Régeny an der Deutschen Akademie der Künste zu Berlin. Von 1960 bis 1976 unterrichtete er an der Hochschule für Musik "Hanns Eisler" Tonsatz, Gehörbildung Kontrapunkt und Formenlehre. Nach 1976 bis 1990 war er als freischaffender Komponist tätig. 1978 wurde er Professor für Komposition und wirkte als Gastprofessor in Freiburg/Breisgau, Los Angeles, Paris und Köln. Von 1983 bis 1991 bildete er Meisterschüler an der Akademie der Künste in Berlin aus. In den Jahren 1981 und 1987 war Dittrich "scholar in residence" der Rockefeller-Foundation in Bellagio/Italien.
Von 1990 bis 2002 war Dittrich Professor für Komposition an der Hochschule für Musik "Hanns Eisler" in Berlin. In diesem Zeitraum wirkte er auch als Gastprofessor an der Daegu Universität/Südkorea, an der Samuel Rubin Academy in Tel Aviv und an der Hebrew-University in Jerusalem/Israel, sowie auch in St. Petersburg und Moskau.
Dittrich arbeitete in verschiedenen Elektronischen Studios: in der Schweiz, in Warschau, in Köln und am Pariser IRCAM.
1991 gründete Dittrich das Brandenburgische Colloquium für Neue Musik und wirkte als dessen künstlerischer Leiter bis 2000.
Paul-Heinz Dittrich war Mitglied der Akademie der Künste Berlin, sowie der Sächsischen Akademie der Künste Dresden.
Zu seinen Kompositionen gehören Werke aus unterschiedlichen Gattungen: Musik für Solo-Instrumente, instrumentale und vokale Kammermusik, Musik mit Live-Elektronik, Szenische Kammermusik, Orchesterwerke. Aufführungen seiner Kompositionen finden in vielen europäischen Ländern, USA und Asien statt.
Der Komponist Paul-Heinz Dittrich verstarb am 28.12.2020 in Zeuthen.
Diese Komposition beendete ich im Februar 1996, kurz nach dem Tod von Heiner Müller.
Geschrieben habe ich die Komposition für Frank Gutschmidt, dem sie auch gewidmet ist, und der sie 1996 anlässlich des Internationalen Ferienkurses für zeitgenössische Musik in Darmstadt uraufführte. Zu dieser Zeit beschäftigte ich mich intensiv mit Heiner Müllers Literatur, besonders seine Lyrik in ihrer tiefen Schönheit beeindruckte mich sehr.
Der glücklose Engel a.d.J. 1949
Ich bin der Engel der Verzweiflung a.d.J. 1979
Glückloser Engel 2 a.d.J. 1991
Glückloser Engel 2
Zwischen Stadt und Stadt
Nach der Mauer der Abgrund
Wind an den Schultern die fremde
Hand am einsamen Fleisch
Der Engel ich höre ihn noch
Aber er hat kein Gesicht mehr als
Deines das ich nicht kenne
Trotz aller Verzweiflung mit dem Wissen um seinen Auftrag wird auch dieser Engel seinen Flug fortsetzen bis er den endgültigen Verlust des Bildes betrauert. Die Klaviermusik V ist eine sehr große Klavierkomposition von 25 min. Es ist nicht beabsichtigt, den literarischen Inhalt des Müllerschen Gedichtes musikalisch zu reflektieren. Vielmehr ist es eine "explosion of a memory" wie es Müller selbst einmal bezeichnete. Die Musik bedarf keines zusätzlichen Kommentars, sie spricht für sich, ihre emotionale Wirkung ist autonom. Ich versuche durch intensive Arbeit mit dem Klangmaterial von dem literarischen Angebot mich zu isolieren, um eine platte Illustration zu vermeiden. Die musikalische Gestaltung erfordert Zeit und Raum um sich zu artikulieren.
P.-H. Dittrich 2010
25. Febr. 1989 während der Biennale für zeitgenössische Musik in Berlin-Ost vom Arditti-Quartett uraufgeführt.
Mein III. Streichquartett ist in Verbindung mit Literatur entstanden, so wie die meisten meiner Werke. Hier benutze ich
einzelne Fragmente aus den Hymnen an die Nacht von Novalis. Im zweiten und vierten Teil habe ich die Texte in die Partitur und in die einzelnen Stimmen der Instrumente geschrieben. Die Textfragmente sind nur für die Musiker bestimmt.
Die Wechselbeziehungen Text-Musik, die die Instrumentalisten zum Notentext parallel verfolgen können, sind Denkmaterial,
welches die Interpretation beeinflusst. Die Komposition ist nicht als musikalische Auslegung der Hymnen an die Nacht konzipiert worden. Meine kompositorische Arbeit begann mit der kritischen Auseinandersetzung des literarischen Textes. Hier fand auch die größte Annäherung an die Poesie statt. In der Komposition wird der poetische Text einer Reduktion unterworfen. Sie besteht in der Auswahl von Textfragmenten. Die poetische Sprache der ausgewählten Fragmente bleibt als stumme Schrift verborgen für die Zuhörer. Die Musik distanziert sich von den konkreten Inhalten und will durch das musikalische Geschehen verstanden werden. Einige Fragmente in dem zweiten Teil der Komposition und ein Fragment aus dem vierten Teil habe ich Hymnen genannt, daneben in Klammern habe ich das Wort Rezitativ gesetzt. Mit Hymne weise ich auf die Textfragmente von Novalis hin, mit Rezitativ auf die spezifisch musikalische Art und Weise, mit der Sprache umzugehen. Die Benennung der Rezitativform war für mich berechtigt, weil sich die Deklamation des Textes im musikalischen Verlauf wiederfindet. Diese Teile unterscheiden sich von den anderen durch ihren deklamatorischen Gestus.
P.-H. Dittrich 2010
Milica Djordjević (1984, Belgrade, Serbia) graduated composition from the Faculty of Music in Belgrade, where she also finished studies of Sound and Music Recording and Production as well as specialized training in electronic music. She finished postgraduate specialist studies in composition at Conservatoire National de Region de Strasbourg in the class of Ivan Fedele (2007-2009) and graduated with honors. She continued her professional accomplishments in Paris, where she was enrolled in composition and computer music Cursus1 at IRCAM (2009-2010). She finished 3rd cycle studies at HfM Hanns Eisler in Berlin, in the class of Prof. Hanspeter Kyburz.
Lives and works in Cologne.
She has been awarded numerous prizes and scholarships (Claudio Abbado Composition Prize of the Berliner Philharmoniker 2020, Ernst von Siemens Composers' Prize 2016, Belmont Prize for Contemporary Music of the Forberg-Schneider Foundation 2015, Staubach Fellowship 2016, 8th Berlin-Rheinsberger Kompositionspreis 2013, The Winner of the Musica Femina München / Münchener Kammerorchester competition 2013/14, The Winner of the Lucerne Festival composition competition 2013, The Winner of the 8th TICF 2012, the Nikola Tesla Award 2012, First Prize at the ISA05, the Third Prize at the 12th YCM Apeldoorn, Prize of the City of Strasbourg 2008, Finalist of the StaubachPreis competition in Darmstadt 2008, The Alfred Toepfer Scholarship, Scholarship for talents of the Serbian Government 2008, selected for the ISCM World New Music Days 2011, nominated for the April Prize of the City of Belgrade etc.)
... and worked with ensembles and performers such as Berlin Philharmonic, Gustavo Dudamel, the Arditti Quartet, Ensemble Musikfabrik, ensemble modern, BR Symphony Orchestra, WDR Orchestra, Münchener Kammerochester, J.A.C.K. Quartet, ensemble recherche, Neue Vocalsolisten, ensemble Alternance, ensemble l'arsenale, Tamara Stefanovich, Pierre-Laurent Aimard, Marco Blaauw, Teodoro Anzellotti, Carl Rosman, Dirk Rothbrust, Marin Alsop, Enno Poppe, Peter Rundel, Bas Wiegers, Luca Pfaff, Jean Deroyer, Sylvio Gualda, Orchestre National de Lorraine…
wurde 1981 geboren. Bereits im Alter von 9 Jahren erhielt er Orgelunterricht und komponierte sein erstes Werk. Zwischen 2013 und 2019 studierte er Komposition beim Prof. R. Wolschina/Prof. M. Obst an der HfM Franz Liszt in Weimar, Dirigieren bei Léo Warynski und J. Lebedev.
In den letzten fünf Jahren brachte er unter eigener Leitung fünf Opern zur Aufführung. Seine Werke wurden in mehreren Festivals in verschiedenen Ländern gespielt: unter Anderem im Pan Music Festival in Seoul, im DCMF in Daegu, Il Suono in Italien, in der Klangwerkstatt Berlin, in Paris, in Lebanon und in der Berliner Pyramidale. Er erhielt den DAAD Preis, das Thüringer Graduiertenförderstipendium, eine Residence im „Künstlerhaus Schreyahn“, die Studienabschlussförderung der HfM „Franz Liszt“ Weimar und gewann die Ausschreibung „Klänge hinter Mauern“ der Kammerakademie Potsdam, den zweiten Preis des Wettbewerbs Harmonia Classica in Wien, den ersten Preis des Sondershäuser Kompositionswettbewerb und war einer der Finalisten der Wettbewerbe „Città di Udine“ und des „Valentino Bucchi Competition“ in Rom.
MIET+ ist ein in Weimar gegründetes, freies und selbstbestimmendes Experimentalensemble für Neue Musik. Im musikalischen Geschehen werden durch integrierte Medienanwendungen, mehrere Sinne des Zuhörers gleichzeitig angesprochen und herausgefordert. Dazu gehören mittlerweile gebräuchliche Praktiken wie Videoeinspielungen, musizieren nach Grafiken, Live-Elektronik, Zuspiel und Einbezug von Bildern. Dazu kommen Übertragungen, Projektionen und anderweitige Experimente die die Zukunft noch bereithält. Ziel ist es flexibel, spontan geistreich und kess Stücke in Szene zu setzen. Dabei spielt es keine Rolle ob im Konzert oder außerhalb, notengetreu oder frei, es ist an der Zeit die in der Vergangenheit manifestierten Formgrenzen der Musik maßlos zu überschreiten! Das + im Namen symbolisiert beliebige Erweiterungen des Aufgabenbereiches. So sollen auch in direkter Zusammenarbeit mit Komponisten aus aller Welt Auftragskompositionen gefertigt werden und internationale Kontakte entstehen.
“Me, me and myself“ ist ein Dialog zwischen mindestens drei von uns in uns selber... Aber... wer sind "wir" in diesem Moment? Das Stück versucht, es herauszufinden und erforscht mit Energie, Farben und Bewegung die verdecktesten Seiten in uns selber. G.B.d.N.
Zona Temporis ist ein Spiel mit der Konzeption einer "linearen Zeit" als Folge unserer Wahrnehmung. Die Muster in der Musik sollten rhythmisch so genau wie eine Uhr sein. Die Transpositionen der Muster und Intervalle basieren auf einem sexagesimalen System, das das Zeitsystem unserer Uhren darstellt. Sie basieren auf Sexten, Terzen und Sekunden.
„Pseudorama“ ist ein Videoexperiment für Pseudo-Instrument und Pseudo-instrumentalist, wo der Spieler die Aufgabe bekommt, seine körperausdrücke, klanglos, in Musik zu verwandelt. Diese Ausdrücke werden hinterher elektronisch vertont und somit entsteht eine Wechselwirkung zwischen klangloser Gestik und gestenreichem Klang.
Jacek Domagała, Komponist, Pianist und Organist, studierte Komposition bei Witold Szalonek, Klavier bei Olga Dąbrowska und Orgel bei Heinz Wunderlich.
Nach Erhalt des Stipendiums der Oscar und Vera Ritter-Stiftung in Hamburg, nahm er an Meisterkursen bei György Ligeti teil.
Sein Schaffen beinhaltet Chor-, Vokal-, Instrumental-, Orchester-, Solo- und kammermusikalische Werke.
Beim Schreiben des Streichquartettes, habe ich an die Spuren meiner Musiksprache gedacht, den Zuhörern kann es auch als Anregung dienen, über die eigene Vergangenheit und Vergänglichkeit zu reflektieren.
Die spiralartige Bauart des Horns hat mich zur musikalischen Form der Komposition angeregt, in der ich insbesondere die Melodik rotierend verwende.
Die Komposition bezieht sich auf das Gemälde von Bridget Riley “Current/Strömung”, 1964
Emulsionsfarbe auf Leinwand, 135 x 150cm, New York, The Museum of Modern Art, Philipp Johnson Fund
Zum Schreiben der Komposition "Miserere" für Oboe und Violoncello, hat mich das Gedicht mit dem selben Titel des polnischen Poeten Krzysztof Kamil Baczyński inspiriert, geschrieben 1940 in Warschau. Die Fragmente des Textes werden von den Interpreten gesprochen.
Durch die Betonung des Wechsels der musikalischen Mittel, wird der stetigen Veränderung im Werk „Changements“ Ausdruck verliehen. Dies bezieht sich sowohl auf die Veränderungen in der Natur, als auch des menschlichen Lebens, das unaufhörlich voranschreitet und der Beschleunigung aller Lebensbereiche in unserer Gegenwart ausgesetzt ist.
Überarbeitet 2023
The composition "Orbit" was inspired by the poem with the same title of the polish poet Krzysztof Kamil Baczyšski ( 1921-1944) A fragment of the poem is spoken by the interpreter.
Freischaffender Flötist, lebt in Berlin.
Arbeiten, darunter zum Teil mehrfach Anregungen zu neuen Werken und Uraufführungen so unterschiedlicher Komponisten und Musiker wie Peter Ablinger, Maryanne Amacher, Antoine Beuger, Julio Estrada, Dror Feiler, Friedrich Goldmann, Michael Hirsch, Adriana Hölszky, Nicolaus A. Huber, Johannes Kreidler, Artur Kroschel u.a.
Ein Schwerpunkt ist die neuartige Glissandoflöte, wofür zahlreiche Komponisten neue Werke schreiben (herausgegeben in „Glissando Flute Collection Erik Drescher" beim Verlag Neue Musik Berlin). CD´s und Schallplattenproduktionen bei Wergo, Mode Records, Edition Wandelweiser Records, World Edition, Stradivarius, GOD Records. Musikkurator im Acker Stadt Palast Berlin 2015
ungarischer Komponist, geboren 1943 in Budapest. Er erhielt u.a. 1972 bis 1974 ein DAAD Stipendium der BRD für den Aufenthalt im Elektronischen Studio in Köln bei Karlheinz Stockhausen und einen Kompositionsauftrag des WDR. In den folgenden 40 Jahren arbeitete Dubrovay in verschiedenen elektroakustischen Studios in Stockholm, Bourges, Freiburg, Budapest und erhielt verschiedene Auszeichnungen den Erkel-Preis (1985 und 1975); Bartók-Pásztory Preis (1996); Artist of Merit of the Hungarian People’s Republic (1998); Hungarian Arts Award (2001); Artisjus Preis (2006); Kossuth Preis (2013). Seine sehr typische musikalische Sprache basiert auf einer Mischung elektroakustischer und effektvoller Instrumentalmusik.Er entwickelte ein eigenes Harmoniesystem, das er in jedem seiner Werke mit Konsequenz durchzieht.